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Wozu braucht man eigentlich noch Robo-Advisor,...

...wenn Anleger/-innen zu deutlich preiswerteren Konditionen mit nur einem einzigen ETF auf ein professionelles Management  ab einer monatlichen Sparrate von 25 Euro zurückgreifen können? Das wirft zumindest die Frage nach dem Sinn von Robo-Advisern auf. 

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Robo-Adviser investieren meist nach einem individuell für Anleger/-innen ermittelten Risikoprofil in  standardisierte Strategien. Es werden Anleihen und Aktien nach der Risikopräferenz der Anlerger/-innen kombiniert. Umso geringer die Risikobereitschaft, desto höher der Anteil von Anleihen. Umkehrt: Umso höher die persönliche Risikoneigung und umso länger der Anlagehorizont, desto mehr Aktien-ETFs finden sich im Portfolio.

Die jeweilige Asset-Allocation und deren Umsetzung lassen sich  die Anbieter durch Gebühren auf das verwaltete Vermögen (Assets under Management) vergüten. Im Schnitt betragen die "Servicegebühren" zwischen 0,5% und 0,8% des investierten Vermögens pro Jahr. Bei einer Anlagesumme von z.B. 100.000 Euro fallen also bis zu 800,00 Euro Gebühren an. Bei positiver Entwicklung steigen die Gebühren analog des Depotwertes an, die Dienstleistung bleibt aber identisch. Hinzu kommen  die Gebühren der ETFs von durchschnittschlich 0,2% bis 0,3% p.a.sofern preiswerte ETFs und keine aktiv gemanagten Fonds oder andere Produkte eingesetzt werden. Teilweise werden auch Assetklassenfonds mit sogenannten Faktoren (Video von JustETF Jan Altmann zu Momentum, Size, Value u.a.) eingesetzt. Diese sind zum Teil doppelt so teuer als traditionelle ETFs. Ob daraus ein Mehrwert oder eine zusätzliche Rendite entsteht kann nicht vorhergesagt werden und ist zudem auch umstritten.  

Robo-Adviser werben mit dem Versprechen günstig und effizient zu sein. Sie sind bequem und nehmen die Arbeit zum Beispiel für das Re-Balancing oder die Überwachung der Anlagestrategie ab. Persönliche Beratung gibt es bei den meisten Anbietern nicht. Es gibt auch Ausnahmen. So ermöglicht der Robo-Advisor Quirion, ein Ableger der Quirin Bank, gegen zusätzliche Gebühren auch eine persönliche Beratung. Die Gesamtgebühr beträgt dann 0,88% p.a. und ermöglicht Fragen zur Anlagestrategie. 

Vanguard und BlackRock bieten preiswertere Alternativen an


Die Nr.1 und Nr.2 der weltweit größten Vermögensverwalter bieten sehr kostengünstige Lösungen mit nur 0,25% Gebühren pro Jahr an. Es handelt sich um Multi-Asset-ETFs.

Genauso wie bei Robo-Advisern investieren Anleger/-innen mit einem Investment in ein Multi-Asset-Portfolio in verschiedene Anlageklassen. Diese Strategien investieren neben Aktien und Anleihen meist auch in andere Anlageklassen wie Rohstoffe, Immobilien oder Geldmarkt. Sie verfolgen damit zwei wesentliche Ziele: Performance und Diversifikation. Durch die Zusammenstellung verschiedenster Anlageklassen versuchen die Lösungen bei einem überschaubaren Risiko langfristig eine attraktive Rendite zu erwirtschaften. Gleichzeitig soll diese Streuung in schwierigen Marktphasen die Verlustrisiken minimieren und damit das Portfolio des Investors stabilisieren.

Vanguard bietet mit dem Konzept LifeStrategy vier unterschiedliche Lösungen an. Die Unterschiede liegen in den jeweiligen maximalen Aktien- und Anleihenquoten. Die maximalen Aktienanteile betragen 20, 40, 60 oder 80%. Für eher sicherheitsorientierte Anleger eignet sich die 20% Variante, wer einen längeren Anlagehorizont zur Verfügung hat und/oder dynamischer investieren möchte ist mit dem 80% Portfolio gut bedient. Es gibt eine ausschüttende (Anm. bei Robo-Advisern gibt es diese Möglichkeit nicht) und eine thesaurierende Anteilsklasse.

Wer gerne nachhaltig anlegen möchte, für den hält BlackRock Lösungen bereit. Die BlackRock ESG Multi-Asset ETFs bieten einen Zugang zu einem breit diversifizierten Portfolio aus Aktien und Anleihen. Alle ETFs sind so konzipiert, dass sie ESG-Produkte (mindestens 80%) nutzen und ein vorgegebenes Risikobudget einhalten. Es stehen drei Strategien zur Verfügung. Diese unterscheiden sich wie bei Vanguard in der maximalen Aktienquote von 30%, 55% und 80%. Zusätzlich gibt es ein Volatilitätsziel . Die konservative Variante gibt ein Ziel von 2-5%, die moderate Strategie von 5-10% und die wachstumsorientierte Allokation von 10-15% an. Alle ETFs sind thesaurierende Anteilsklassen.

Beide Anbieter ermöglichen den Zugang zu den Strategien für eine jährliche Gebühr von 0,25% auf das Vermögen. Darin sind bereits die in der Lösung enthaltenen ETF-Gebühren enthalten.

Zugang über Honorarberater/-innen inkl. Endkunden-Suite

Natürlich müssen die Portfolio-ETFs/Multi-Asset-Fonds auch irgendwo gekauft werden. Wer eine/n Berater/-in als "BackUp für die Beratung" haben möchte, hat die Möglichkeit auf provisionsunabhängige und neutrale Anlaufstellen zurückzugreifen. Honorarberater/-innen haben kein Interesse an Produktverkauf und verdienen auch nicht an deren Empfehlungen. Die angesprochenen Lösungen beinhalten auch keine versteckten Provisionen. Die Berater/-innen des Verbund Deutscher Honorarberater verfügen über erstklassige Konditionen bei zahlreichen deutschen Depotbanken, die für die Verwahrung der ETF-Portfolios benötigt werden und stehen (honorarpflichtig ) für die Beratung und Fragen zur Verfügung.

Eine Depoteröffnung kann wie bei Robo-Advisern vollständig digital erfolgen. Zusätzlich bieten die Honorarberater/-innen des Verbund Deutscher Honorarberater eine Endkundensuite mit Zugang zu allen Konten und der Möglichkeit auch alle weiteren Konten und Depots der Anleger/-innen einzubinden. 

Der Anleger erhält dazu einen Link für die jeweilige Depotbank bzw. nutzt diesen über die Webseite des/der Berater/-in und kann zunächst ohne Beratung ein Depot eröffnen. Ist das Depot eröffnet, können die Portfolio-ETFs oder auch Multi-Asset-Fonds eigenständig erworben werden und bei Bedarf Beratung bei Honorarberater/-innen in Anspruch genommen werden. 

Die Konditionen der Honorarberater/-innen hängen von der gewählten Depotbank ab. Ein Beispiel: Der Kauf der jeweiligen ETF-Lösung erfolgt ohne Transaktionskosten. Es fallen weder ATC (additional trading cost) noch sonstige Transaktionskosten an. Die jährlichen Gebühren für das Depot betragen 0,10% p.a. (mind. 55 Euro und max. 350 Euro). Zusammen mit dem ETF liegen die Kosten also bei nur 0,35% p.a.

Ein weiteres Beispiel einer weiteren deutschen Depotbank von Honoratberater/-innen:
Depotgebühr 45,00 Euro jährlich, 2 Euro pro Transaktion. 

Beispiel:

Anlagesumme 25.000 Euro  50.000 Euro 100.000 Euro
Multi-Asset-Fonds 62,50 Euro p.a. 125 Euro 250 Euro
Depotbank 50 Euro 50 Euro 100 Euro
Gesamtkosten 112,50 Euro 175 Euro 350 Euro
ggbfs. 2 Stunden Beratung p.a. a`180 Euro pro Stunde 360 Euro 360 Euro 360 Euro

Honorarberater/-innen als Alternative zu Robo-Advisern

Bei der Honorarberatung geht es nicht um den Verkauf von Produkten. Auch nicht von provisionsfreien Lösungen, wie die im Beitrag genannten ETFs oder Multi-Asset-ETFs.

Das Konzept der Honorarberatung setzt auf völlige Unabhängigkeit. Diese entsteht dann, wenn

  • kein direkter Einfluss auf die Empfehlung der Berater/-innen besteht. Das ist dann der Fall, wenn ein Dritter (i.d.R. ein Produktanbieter wie beispielsweise eine Versicherung oder eine Fondsgesellschaft) für den Verkauf von Produkten eine Vergütung an "Berater/-innen", die dann ein Verkäufer/-innen sind, bezahlt. Der Interessenskonflikt der Berater/-innen ist vorprogrammiert.
  • kein indirekter Einfluss vorliegt, beispielsweise durch die aus der Vermittlung abhängigen Produkt-/Betreuungshonorare  (z.B. Performance-Fees, Erfolgshonorare, Vermittlungshonorare). Das ist z.B. in der Honorarvermittlung der Fall. Honorarvermittlung bedeutet ein eigentlich provisionsfreies Produkt gegen Honorar zu "verkaufen". Im Mittelpunkt steht dann nicht die eigentliche Beratung, sondern ebenfalls das Ziel eines Produktverkaufs, was vordergründig zunächst günstig erscheint. 

Von echter Honorarberatung spricht man, wenn ausschließlich die reine aufwandsabhängige Beratungs-/Betreuungsleistung vergütet wird. Die Tätigkeit von Honorarberater/-innen besteht nicht im "Vermitteln", sondern in der (vorgelagerten) Beratung. Das ist beispielsweise die Erstellung und laufende Betreuung einer privaten Finanzplanung, die Depotberatung und Strukturierung, die laufende Überwachung der Anlageziele und Ergebnisse oder die Planung des Ruhestands. 

Wer über die kostengünstige Anlage von Vermögen nachdenkt, der sollte immer den Gesamtkontext im Auge behalten. Robo-Adviser können das nicht leisten.  Honorarberater/-innen vereinen einerseits den Zugang zu provisionsfreien Anlagelösungen und gleichzeitig eine weitblickende und alle Aspekte berücksichtigende Beratung. 

Das Ergebnis ist: Das beste aus zwei Welten. Günstig investieren mit bester und unabhängiger Beratung. 

 

geschrieben von Dieter Rauch

Dieter Rauch ist Gründer und Geschäftsführer des VDH. Seit 34 Jahren ist er in der Finanzbranche tätig. Seit 1992 hat er sich der Honorarberatung verschrieben. Er besitzt verschiedene Qualifikationen u.a. zum Finanzwirt (bbw), Fachwirt für Finanzberatung, Masterconsultant in Finance (MFC) sowie zum Fachberater für Finanzdienstleistungen (IHK). Zusätzliche Ausbildungen (Certified Fee Based Financial Advisor) hat er an der Steinbeis Hochschule in Berlin erfolgreich abgeschlossen. Seit 2017 ist er Zertifizierter Berater für Indexprodukte (IFH). Im Zeitraum 1992 bis 2000 hat er erfolgreich einen Honorarberater-Betrieb mit über 1.000 Mandanten aufgebaut. Im Jahr 2000 gründete er den Verbund Deutscher Honorarberater in Frankfurt und baute sowohl Produkte im Versicherungswesen, als auch die erste Fondsplattform für Honorarberater auf. Rauch gilt als Pionier für Honorarberatung in Deutschland.

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