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Rational investieren statt Bauchgefühl – Dr. Andreas Becks Ansatz im Fokus
VDH Redaktion
:
18.08.25 08:00

Emotionen sind der schlechteste Ratgeber bei Geldanlagen. Dr. Andreas Beck zeigt in seinem Modell, wie rationales Investieren funktioniert: mit globaler Diversifikation, klaren Regeln und Disziplin – genau das, was echte Honorarberatung ausmacht.
Die meisten Anleger treffen Anlageentscheidungen aus dem Bauch heraus – getrieben von Schlagzeilen, Marktgeräuschen oder dem vermeintlich richtigen Trend. Dass dieses Vorgehen langfristig selten zum Erfolg führt, liegt auf der Hand. Rationalität schlägt Emotion – und genau hier setzt Dr. Andreas Beck an.
In seinem Video „Geld anlegen und davon leben – Ein kurzer Leitfaden zur rationalen Finanzplanung“ erklärt er, wie eine durchdachte Vermögensstruktur aufgebaut sein sollte. Das Herzstück: die „Welt-AG“. Gemeint ist ein global diversifiziertes Aktienportfolio, das rund 80 Prozent des Vermögens abdeckt. Über breit gestreute ETFs wird die Weltwirtschaft abgebildet – tausende Unternehmen, Branchen und Länder. Damit entsteht eine Beteiligung am weltweiten Produktivkapital, ohne riskante Einzelwetten.
Ergänzt wird dieses Fundament durch eine Investitionsreserve von etwa 20 Prozent, bestehend aus Anleihen, Gold oder Liquidität. Diese Reserve ist bewusst konservativ gewählt. Sie soll nicht Rendite bringen, sondern als Puffer dienen, um in Krisenzeiten flexibel reagieren zu können. Das Besondere: In Phasen von Marktstress wird die Reserve gezielt in Aktien umgeschichtet – bei moderaten Rücksetzern steigt die Aktienquote auf 90 Prozent, bei massiven Verwerfungen sogar auf 100 Prozent. Anstatt in Panik zu verkaufen, wird also antizyklisch zugekauft.
Dieses Regelwerk zwingt zu rationalem Handeln. Es verhindert, dass Emotionen Anlageentscheidungen sabotieren, und verwandelt Krisen in Chancen. Disziplin wird nicht dem Zufall überlassen, sondern systematisch verankert.
Natürlich ist auch dieser Ansatz nicht frei von Einschränkungen. Er ist erst seit 2019 in der Praxis erprobt und damit jung. Auch die Behauptung völliger Prognosefreiheit lässt sich kritisch sehen, denn die definierten Schwellenwerte für Umschichtungen beruhen letztlich auf Annahmen über Marktregime. Und ja: Ein erfahrener Anleger könnte die Struktur mit günstigen ETFs nachbauen – doch die konsequente Automatisierung und Disziplin sind in Eigenregie schwer aufrechtzuerhalten.
Gerade für Honorarberater ist Becks Modell ein interessanter Anker. Es zeigt, wie wichtig klare Strukturen und Transparenz in der Finanzplanung sind. Anleger profitieren nicht von Produkten mit versteckter Vertriebslogik, sondern von Strategien, die wissenschaftlich fundiert, nachvollziehbar und robust sind. Genau das ist die Essenz echter Honorarberatung: Unabhängigkeit, Transparenz und ein rationaler Blick auf Chancen und Risiken.
Das Fazit fällt eindeutig aus: Vermögensaufbau ist kein Glücksspiel, sondern ein Prozess, der auf Disziplin, Diversifikation und Rationalität beruht. Dr. Beck zeigt, dass es nicht auf das „eine richtige Produkt“ ankommt, sondern auf die richtige Struktur. Für Honorarberater liefert er damit ein starkes Beispiel für Beratung auf Augenhöhe – unabhängig, verständlich und konsequent im Sinne des Kunden.
Quellen & weiterführende Links:
▶️ Video von Dr. Andreas Beck: YouTube – Geld anlegen und davon leben
📖 Leitfaden / E-Book von Dr. Beck: Download
Beispiel für den Nachbau des Konzepts mit gängigen ETFs
Dr. Becks Konzept basiert auf einer Mischung aus global diversifizierten Aktien ("Welt-AG") und einer Investitionsreserve (Liquidität, Anleihen, Gold). Ein ähnlicher Ansatz lässt sich mit am Markt verfügbaren ETFs nachbilden – z. B. mit Vanguard LifeStrategy, Geldmarkt-ETFs und Anleihen-ETFs.
1. Aktienanteil – die „Welt-AG“
Als Basis kann ein global diversifizierter Multi-Asset-ETF dienen. Besonders geeignet sind die Vanguard LifeStrategy ETFs, die bereits weltweite Aktienmärkte abbilden:
Vanguard LifeStrategy 80% Equity UCITS ETF (ISIN IE00BMVB5M97)
Enthält ca. 80 % weltweite Aktien und 20 % Anleihen.
Alternativ kann man auf reine Aktien-ETFs setzen, z. B.:
Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (ISIN IE00B3RBWM25) – über 4.000 Unternehmen weltweit
iShares MSCI ACWI IMI UCITS ETF (ISIN IE00B6R52259) – über 8.000 Unternehmen inkl. Small/Mid Caps
SPDR MSCI All Country World UCITS ETF EUR Hedged (Acc) (ISIN IE00BF1B7389)
2. Reserveanteil – Geldmarkt & Anleihen
Um die Investitionsreserve von ca. 20 % abzubilden, bieten sich folgende ETFs an:
Geldmarkt-ETFs / Ultrakurzläufer:
iShares EUR Ultrashort Bond UCITS ETF (ISIN IE00BCRY6557)
Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap UCITS ETF (ISIN LU0290358497)
Kurzlaufende Staatsanleihen:
iShares eb.rexx® Government Germany 0-1yr UCITS ETF (ISIN DE000A0Q4RZ9)
SPDR Bloomberg 1-3 Year Euro Government Bond UCITS ETF (ISIN IE00BZ0G8977)
3. Umsetzung der antizyklischen Regel
Die 80/20-Struktur bildet den Normalzustand (Regime A) ab. Um die Logik von Dr. Beck nachzubilden, müsste man bei starken Marktrückgängen die Reserveanteile in Aktien-ETFs umschichten:
Normale Marktphase (Regime A): 80 % Aktien / 20 % Reserve
Marktstress (Regime B): 90 % Aktien / 10 % Reserve
Krisenmodus (Regime C): 100 % Aktien / 0 % Reserve
Dies lässt sich manuell über Rebalancing abbilden oder über Sparpläne steuern.
Fazit
Mit einer Kombination aus Vanguard LifeStrategy, einem globalen Aktien-ETF und einem Mix aus Geldmarkt- und Anleihen-ETFs lässt sich das Konzept von Dr. Beck relativ einfach und kostengünstig nachbauen. Wichtig bleibt jedoch die Disziplin beim Rebalancing – denn genau das ist der Kern der Strategie: rationales, regelbasiertes Handeln, besonders in Stressphasen.
Leitfaden von Dr. Beck vs. ETF-Nachbau – Gegenüberstellung
Um die Übereinstimmung zwischen dem offiziellen Leitfaden („Geld anlegen und davon leben – Global Portfolio One, 01.07.2025“) und unserem praktischen ETF-Nachbau deutlich zu machen, folgt hier eine Gegenüberstellung mit erläuternden Kommentaren.
1. Aktienanteil („Welt-AG“)
Leitfaden (S. 6):
„Das Basisportfolio besteht aus einem breit diversifizierten Aktienportfolio, das die gesamte Weltwirtschaft abbildet und die Funktion einer Beteiligung an der Welt-AG übernimmt.“
Nachbau:
Globale Aktien-ETFs wie Vanguard FTSE All-World (IE00B3RBWM25) oder iShares MSCI ACWI IMI (IE00BKM4GZ66) bilden die Weltwirtschaft realistisch ab. Alternativ kann auch der Vanguard LifeStrategy 80% Equity genutzt werden, der bereits eine vorgefertigte 80 %-Aktienquote enthält.
2. Investitionsreserve
Leitfaden (S. 7):
„Die Investitionsreserve in Höhe von ca. 20 % besteht aus risikoarmen Anlagen wie kurzlaufenden Anleihen oder Liquidität. Sie dient ausschließlich der Stabilisierung und als Möglichkeit, in Krisen zusätzliche Aktien zu erwerben.“
Nachbau:
Wir schlagen die Umsetzung mit Geldmarkt-ETFs (z. B. iShares EUR Ultrashort Bond, IE00BCRY6557) oder kurzlaufenden Staatsanleihen-ETFs (z. B. iShares eb.rexx® Government Germany 0-1yr, DE000A0Q4RZ9) vor. Diese Instrumente erfüllen dieselbe Puffer- und Stabilitätsfunktion.
3. Antizyklische Umschichtung
Leitfaden (S. 9):
„In Phasen starker Kursrückgänge wird die Investitionsreserve systematisch in Aktien umgeschichtet. Dadurch steigt die Aktienquote zunächst auf 90 %, in schweren Krisen auf 100 %. Das System zwingt den Anleger, antizyklisch zu agieren.“
Nachbau:
Das Rebalancing erfolgt ebenfalls regelbasiert: von 80/20 (Normalphase) über 90/10 (Marktstress) bis 100/0 (Krise). Damit lässt sich die gleiche antizyklische Logik praktisch umsetzen, indem zwischen Aktien-ETFs und Geldmarkt-/Anleihen-ETFs umgeschichtet wird.
4. Rolle der Reserve
Leitfaden (S. 11):
„Die Reserve ist keine Renditequelle. Sie ist eine taktische Komponente, die ausschließlich zur Risikosteuerung dient.“
Nachbau:
Auch unser Konzept unterstreicht: Die Reserve soll nicht auf Rendite optimieren, sondern Liquidität sicherstellen und Handlungsspielraum in Krisen ermöglichen. Daher ist die Auswahl risikoarmer ETFs entscheidend.
5. Zeitliche Perspektive
Leitfaden (S. 12):
„Das Modell ist langfristig ausgelegt und verfolgt keine kurzfristigen Renditeziele.“
Nachbau:
Wir teilen diesen Ansatz: Das Modell eignet sich für nachhaltigen Vermögensaufbau und ist nicht auf kurzfristige Gewinne ausgerichtet. Wer spekulative Ziele verfolgt, wird mit dieser Struktur nicht glücklich werden.
6. Kostenvergleich
Leitfaden (S. 13, implizit):
Das Global Portfolio One ist als UCITS-Fonds mit einer Gesamtkostenquote (TER) von rund 0,70 % p. a. ausgewiesen. Zusätzliche Transaktions- und Rebalancing-Kosten sind im Fonds bereits enthalten.
Nachbau:
Mit einer Kombination aus ETFs lassen sich die jährlichen Kosten deutlich senken:
Vanguard FTSE All-World: TER ca. 0,22 % p. a.
iShares MSCI ACWI IMI: TER ca. 0,25 % p. a.
Geldmarkt-ETFs / Kurzläufer: TER zwischen 0,07–0,15 % p. a.
Ein selbst zusammengestelltes Portfolio nach Becks Logik bewegt sich damit in einem Kostenkorridor von 0,15–0,25 % p. a., also weniger als die Hälfte der Fondskosten.
Einschränkung: Der Nachbau erfordert diszipliniertes, manuelles Rebalancing. Das GPO übernimmt dies automatisch – die höhere Kostenquote reflektiert somit den Komfort und die Regelbindung.
Fazit
Die Gegenüberstellung zeigt klar: Unser ETF-Nachbau stimmt vollständig mit den Kernaussagen des Leitfadens überein. Während der Leitfaden die wissenschaftlichen Grundlagen und die Systematik liefert, sorgen wir für die praktische Umsetzung mit konkreten ETF-Beispielen. Im Kostenvergleich liegt der Nachbau deutlich günstiger, verlangt jedoch vom Anleger mehr Eigenverantwortung und Disziplin beim Rebalancing. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass bei der echten Honorarberatung Beratungskosten anfallen können. Diese sind jedoch in der Regel aufwandsbasiert und nicht volumenabhängig, was eine faire und transparente Kostenstruktur gewährleistet.
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Musterauswertung - Nachbau (*Investition beim Nachbau immer 80/20 im Vergleich)

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