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FIDA-Richtlinie: EU-Kommission hält an Open Finance trotz Widerständen fest
12.02.2025
Die Financial Data Access Regulation (FIDA) bleibt weiter auf der Agenda der Europäischen Kommission. Nachdem zunächst Berichte kursierten, dass die Verordnung gestoppt wird, wurde nun bekannt, dass FIDA weiterhin verfolgt wird. Dies bedeutet, dass die EU weiterhin an einem einheitlichen Rahmen für Open Finance arbeitet – trotz massiven Widerstands aus der Banken- und Versicherungsbranche.
Was ist die FIDA-Richtlinie?
Die FIDA-Verordnung soll den Finanzdatenzugang in Europa vereinheitlichen und einen offenen Finanzmarkt schaffen. Verbraucher und Unternehmen sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Finanzdaten sicher mit Drittanbietern zu teilen. Dies würde nicht nur innovative Finanzdienstleistungen ermöglichen, sondern auch den Wettbewerb stärken und eine unabhängige Finanzberatung erleichtern.
Im Gegensatz zur PSD2-Richtlinie, die primär Zahlungsverkehrsdaten reguliert, geht FIDA deutlich weiter. Die Verordnung soll auch den Datenzugang für:
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Sparprodukte,
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Kredite,
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Versicherungen,
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Wertpapiere und
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Rentenprodukte ermöglichen.
Durch standardisierte und sichere Schnittstellen könnten unabhängige Finanzberater, FinTechs und andere Marktteilnehmer besseren Zugang zu den relevanten Finanzinformationen ihrer Kunden erhalten – natürlich nur mit deren ausdrücklicher Zustimmung.
Warum ist FIDA so umstritten?
Trotz der positiven Auswirkungen, die FIDA auf den Finanzmarkt haben könnte, gibt es massive Widerstände aus der Finanzbranche. Vor allem Banken und Versicherungen fürchten durch eine stärkere Datenöffnung erhebliche Marktveränderungen. Zu den Hauptgründen gehören:
1. Verlust der Datenhoheit
Banken und Versicherer halten aktuell den exklusiven Zugriff auf Finanz- und Kundendaten. Würden diese durch FIDA für Drittanbieter geöffnet, könnten Verbraucher viel leichter unabhängige Berater oder günstigere Finanzdienstleister wählen.
2. Bedrohung des Provisionsmodells
Viele Finanzprodukte sind nach wie vor provisionsgetrieben. Würden unabhängige Berater über offene Daten mehr Transparenz schaffen, könnten sich Kunden eher für alternative, provisionsfreie Angebote entscheiden – ein massives Problem für die etablierten Anbieter.
3. Stärkerer Wettbewerb durch FinTechs und unabhängige Berater
Die Öffnung der Daten würde es neuen Marktteilnehmern erleichtern, innovative Finanzprodukte anzubieten, die bankenunabhängig funktionieren. Viele traditionelle Finanzdienstleister haben jedoch kein Interesse daran, neue digitale Konkurrenten auf den Markt zu lassen.
4. Gefahr für Cross-Selling-Strategien
Derzeit nutzen Banken und Versicherungen ihre Datenhoheit, um gezielt Zusatzprodukte zu verkaufen – oft ohne eine neutrale Bedarfsanalyse. Mit FIDA könnten Kunden viel leichter auf neutrale Finanzberatung setzen, statt sich von ihrem Bankberater teure Produkte aufschwatzen zu lassen.
5. Hohe Kosten für IT-Anpassungen
Viele Banken arbeiten noch mit veralteten IT-Systemen, die nicht ohne Weiteres in eine Open-Finance-Struktur integriert werden können. Die notwendigen Investitionen in digitale Schnittstellen und Datenplattformen wären für viele Institute teuer und aufwendig.
Banken und Versicherer setzen weiter auf Lobbyarbeit
Angesichts der weitreichenden Auswirkungen der FIDA-Richtlinie ist es nicht überraschend, dass Banken und Versicherer mit aller Kraft versuchen, die Verordnung zu blockieren oder zumindest abzuschwächen. Schon jetzt haben große Finanzverbände wie der Verband öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Nachbesserungen gefordert. Auch auf EU-Ebene gibt es intensive Lobbyaktivitäten, um die Verordnung in ihrem Umfang einzuschränken.
Laut einer Analyse von FinanzBusiness.de hat die Finanzbranche bereits über 6 Millionen Euro in Lobbyarbeit investiert. Es ist daher wahrscheinlich, dass der Druck auf die EU-Kommission auch in den kommenden Monaten weiter steigt.
Was bedeutet das für Verbraucher und unabhängige Berater?
Sollte FIDA in ihrer jetzigen Form umgesetzt werden, könnte dies zu mehr Transparenz, Wettbewerb und besseren Beratungsangeboten für Verbraucher führen. Unabhängige Honorarberater hätten erstmals die Möglichkeit, mit Zustimmung ihrer Mandanten direkt auf deren Finanzinformationen zuzugreifen, ohne von Banken oder Versicherungen abhängig zu sein.
Dennoch bleibt es fraglich, ob die Verordnung in vollem Umfang umgesetzt wird – oder ob sich die Finanzlobby durchsetzen wird. Sollte es zu massiven Einschränkungen kommen, könnte der ursprüngliche Open-Finance-Gedanke stark verwässert werden.
Fazit: Open Finance bleibt eine Baustelle
Die Nachricht, dass FIDA doch weiterverfolgt wird, ist ein positives Signal für Open Finance in Europa. Dennoch steht die Verordnung weiterhin unter starkem Beschuss. Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich die Interessen von Verbrauchern und unabhängigen Finanzdienstleistern durchsetzen – oder ob die Banken- und Versicherungsbranche es schafft, die Regulierung aufzuweichen.
Für Honorarberater bleibt es daher wichtig, sich über die Entwicklungen zu informieren und sich für eine echte Finanztransparenz einzusetzen.
Themen Regulierung Politik
geschrieben von Dieter Rauch
Dieter Rauch ist Gründer und Geschäftsführer des VDH. Seit 34 Jahren ist er in der Finanzbranche tätig. Seit 1992 hat er sich der Honorarberatung verschrieben. Er besitzt verschiedene Qualifikationen u.a. zum Finanzwirt (bbw), Fachwirt für Finanzberatung, Masterconsultant in Finance (MFC) sowie zum Fachberater für Finanzdienstleistungen (IHK). Zusätzliche Ausbildungen (Certified Fee Based Financial Advisor) hat er an der Steinbeis Hochschule in Berlin erfolgreich abgeschlossen. Seit 2017 ist er Zertifizierter Berater für Indexprodukte (IFH). Im Zeitraum 1992 bis 2000 hat er erfolgreich einen Honorarberater-Betrieb mit über 1.000 Mandanten aufgebaut. Im Jahr 2000 gründete er den Verbund Deutscher Honorarberater in Frankfurt und baute sowohl Produkte im Versicherungswesen, als auch die erste Fondsplattform für Honorarberater auf. Rauch gilt als Pionier für Honorarberatung in Deutschland.