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Erfolgreich als Honorarberater: Herausforderungen und Schlüsselkompetenzen
12.02.2025
Jede Woche erreichen uns zahlreiche Anfragen von Personen, die eine Karriere in der Honorarberatung anstreben. Viele davon sind finanzinteressierte Quereinsteiger, die sich über Bücher, Fachzeitschriften und digitale Ressourcen autodidaktisch Wissen angeeignet haben. Andere stammen aus der provisionsbasierten Finanzvermittlung und möchten eine unabhängige Beratungspraxis aufbauen. Trotz hoher Motivation scheitern viele bereits in den ersten Jahren – eine Folge struktureller, fachlicher und betriebswirtschaftlicher Defizite.
Honorarberatung: Ein anspruchsvolles Berufsfeld
Der Beruf des Honorarberaters bietet zahlreiche Vorteile, wie etwa die Freiheit von Produktvorgaben, vollständige Unabhängigkeit und die Möglichkeit, stets im besten Interesse der Kunden zu handeln. Dennoch zeigt die Praxis, dass der Erfolg in diesem Berufsfeld weit über reines Finanzwissen hinausgeht. Es erfordert nicht nur fundierte Fachkenntnisse, sondern auch unternehmerisches Denken, eine strategische Marktpositionierung und eine hohe Beratungsqualität. Zudem ist ein tiefgehendes Verständnis der regulatorischen Rahmenbedingungen sowie der ethischen Prinzipien notwendig, die eine unabhängige Beratung von provisionsbasierten Modellen unterscheiden.
Herausforderungen auf dem Weg zur Honorarberatung
1. Sachkundeprüfung – keine Garantie für Beratungsqualität
Viele Einsteiger bestehen die Sachkundeprüfung nach § 34h oder § 34d Abs. 2 GewO mit minimaler Vorbereitung. Dies kann sowohl ein Indiz für ein gutes Grundverständnis als auch ein Zeichen für zu geringe Prüfungsanforderungen sein. Denn Honorarberatung erfordert weit mehr als ein theoretisches Basiswissen. Die Sachkundeprüfung ersetzt weder eine fundierte Ausbildung noch praktische Erfahrung in Finanzplanung und Kundenberatung. Kritische Aspekte wie Verhaltensökonomie, steuerrechtliche Implikationen und ganzheitliche Finanzstrategie bleiben oft unberücksichtigt.
Eine qualitativ hochwertige Finanzberatung setzt kontinuierliche Weiterbildung voraus. Finanzmärkte, gesetzliche Vorschriften und steuerliche Rahmenbedingungen unterliegen stetigem Wandel. Wer in der Honorarberatung langfristig erfolgreich sein möchte, muss bereit sein, sich regelmäßig fortzubilden und neue Entwicklungen in seine Beratungsprozesse zu integrieren. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Beratung nicht mehr den aktuellen rechtlichen und wirtschaftlichen Anforderungen genügt.
2. Kundengewinnung – die zentrale Herausforderung
Fachliche Qualifikation allein reicht nicht aus, um als Honorarberater wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Die Fähigkeit, Mandanten zu gewinnen und langfristig zu binden, stellt für viele die größte Hürde dar. Während provisionsbasierte Berater häufig Leads über Produktanbieter erhalten oder durch erfolgsabhängige Vergütungssysteme finanziell abgesichert sind, muss sich ein Honorarberater eigenständig am Markt positionieren und potenzielle Mandanten von seinem Beratungsansatz überzeugen.
Der VDH unterstützt durch das Honorarberater-Register (VDH), welches es Verbraucherinnen und Verbrauchern ermöglicht, gezielt Honorarberater zu finden und zu buchen. Dennoch ist es für Honorarberater unerlässlich, auch eigene Marketingstrategien zu entwickeln und umzusetzen, um ihre Sichtbarkeit und Attraktivität auf dem Markt zu erhöhen.
Effektive Akquisestrategien umfassen digitale Sichtbarkeit, professionelle Netzwerkbildung und eine klare Differenzierung vom Wettbewerb. Die Entwicklung einer starken Markenidentität sowie die Nutzung moderner Marketinginstrumente sind essenziell, um sich langfristig erfolgreich am Markt zu etablieren.
3. Der Umstieg für Makler – eine komplexe Transformation
Viele erfahrene Makler unterschätzen die wesentlichen Unterschiede zwischen provisionsbasierten und honorarbasierten Geschäftsmodellen. Der Übergang erfordert eine völlig neue Herangehensweise an die Kundenbeziehung. Während Makler ihre Einnahmen durch Produktvermittlungen erzielen, basiert die Vergütung eines Honorarberaters ausschließlich auf der erbrachten Beratungsleistung. Es ist entscheidend, dass Berater ihren Ansatz unabhängig von Produktlösungen gestalten können, um eine nachhaltige Honorarstruktur erfolgreich zu etablieren.
4. Veränderungen in der Kundenbeziehung
In der provisionsbasierten Finanzberatung ist die langfristige Kundenbindung häufig an Produktabschlüsse gebunden. Die Honorarberatung hingegen zeichnet sich durch vollständige Transparenz und eine Beratung ohne versteckte Kosten aus. Dies führt zu veränderten Erwartungen seitens der Mandanten. Kunden hinterfragen zunehmend den Mehrwert, den sie für ihre Honorargebühren erhalten. Dies erfordert nicht nur umfassende Fachkenntnisse, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich zu vermitteln und einen nachhaltigen Nutzen für den Kunden darzulegen.
5. Betriebswirtschaftliche Kompetenz – der entscheidende Erfolgsfaktor
Ein Honorarberater agiert nicht nur als Berater, sondern auch als Unternehmer. Neben der fachlichen Expertise ist eine solide betriebswirtschaftliche Grundlage unabdingbar. Dazu gehören eine durchdachte Geschäftsstrategie, ein effizientes Kostenmanagement und eine nachhaltige Liquiditätsplanung.
Ein erfolgreicher Honorarberater benötigt ein tragfähiges Preismodell, das den Wert der erbrachten Leistung realistisch abbildet und sowohl wirtschaftlich tragfähig als auch für Kunden nachvollziehbar ist. Darüber hinaus sind moderne digitale Prozesse und effektive Verwaltungsstrukturen essenziell, um die Effizienz zu steigern und administrative Aufwände zu minimieren.
Neben der eigenen Honorargestaltung ist es entscheidend, nachhaltige Geschäftsprozesse zu implementieren. Dazu gehören automatisierte Abrechnungssysteme, digitale Kundenverwaltungstools sowie cloudbasierte Beratungsplattformen, die eine effiziente und transparente Kommunikation mit Mandanten ermöglichen. Ohne diese strukturellen Maßnahmen können sich Arbeitsabläufe ineffizient gestalten, was langfristig den Unternehmenserfolg gefährdet.
Zusätzlich sollten Honorarberater alternative Erlösmodelle in Betracht ziehen, etwa durch Seminare, Schulungsangebote oder digitale Beratungspakete, um ihre Geschäftstätigkeit zu diversifizieren und sich vom Wettbewerb abzuheben. Der wirtschaftliche Erfolg hängt maßgeblich von der betriebswirtschaftlichen Kompetenz sowie der Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Marktbedingungen ab.
Honorarberatung erfordert interdisziplinäre Kompetenz
Wer in die Honorarberatung einsteigen möchte, sollte sich bewusst machen, dass Leidenschaft für Finanzthemen allein nicht ausreicht. Erfolgreiche Honorarberater vereinen tiefgehendes Fachwissen mit unternehmerischer Weitsicht, strategischer Akquise und einer klaren Positionierung. Neben der Finanzexpertise sind unternehmerische Fähigkeiten, digitale Affinität und betriebswirtschaftliches Know-how unverzichtbar. Diejenigen, die diese Anforderungen erfüllen, können eine nachhaltige Karriere als unabhängiger Honorarberater aufbauen.
Im nächsten Beitrag analysieren wir, welche konkreten Schritte notwendig sind, um eine erfolgreiche Honorarberatungspraxis zu etablieren und langfristig profitabel zu gestalten.
geschrieben von Dieter Rauch
Dieter Rauch ist Gründer und Geschäftsführer des VDH. Seit 34 Jahren ist er in der Finanzbranche tätig. Seit 1992 hat er sich der Honorarberatung verschrieben. Er besitzt verschiedene Qualifikationen u.a. zum Finanzwirt (bbw), Fachwirt für Finanzberatung, Masterconsultant in Finance (MFC) sowie zum Fachberater für Finanzdienstleistungen (IHK). Zusätzliche Ausbildungen (Certified Fee Based Financial Advisor) hat er an der Steinbeis Hochschule in Berlin erfolgreich abgeschlossen. Seit 2017 ist er Zertifizierter Berater für Indexprodukte (IFH). Im Zeitraum 1992 bis 2000 hat er erfolgreich einen Honorarberater-Betrieb mit über 1.000 Mandanten aufgebaut. Im Jahr 2000 gründete er den Verbund Deutscher Honorarberater in Frankfurt und baute sowohl Produkte im Versicherungswesen, als auch die erste Fondsplattform für Honorarberater auf. Rauch gilt als Pionier für Honorarberatung in Deutschland.